Die Waffen

Gefährliche Eleganz
Gefährliche Eleganz
Das Schwert ist eine Waffe, die mehrere tausend Jahre alt ist, im Mittelalter aber geradezu zum Markenzeichen dieser Epoche wurde. Adel und Ritterstand bedienten sich des Schwertes nicht nur symbolisch, sondern auch gern handgreiflich. Bis zum heutigen Tag hat das Schwert zumindest noch symbolische Bedeutung.
Entsprechend der Entwicklung der Metallgewinnung und -verarbeitung sowie den kriegerisch-taktischen und kampftechnischen Erfordernissen hat auch das Schwert im Laufe der Epochen eine deutliche Evolution durchgemacht.

Die Entwicklung vom Schwert zum Degen

In der Bronzezeit waren die Schwerter noch kurz, da sich das Material "Bronze" im Kampf verbog oder brach. Die Eisenzeit und insbesondere die Erfindung des Stahls brachte ein perfektes Material, so daß auch längere Klingen hergestellt werden konnten. Im gesamten Mittelalter entwickelte sich das Schwert in den Epochen stilmäßig, d.h. anhand der Parierstangen und der Knäufe läßt sich die Entstehungszeit ermitteln.
Die Verstärkung der Schutzrüstungen führte entsprechend zur Entwicklung des Panzerstechers, eines drei- oder vierkantigen Spießeisens, zum Durchstoßen des Kettenhemdes oder zum Stoß in die Rüstungsspalten.
Durch die Rekrutierung von Bauernheeren wandelte sich die Kampftechnik gravierend. Sogenannte Gewalthaufen standen sich mit Spießen gegenüber und versuchten jeweils in die Formation der Gegner einzudringen. Der Kampf wurde dann mit Hellebarden und schließlich mit Schwertern weitergeführt. Ende 15./Anfang 16. Jhd. war damit das Landsknechtsschwert mit der typischen s-förmigen Parierstange geschaffen. Der heute gern dafür verwendete Begriff "Katzbalger" ist allerdings erst eine moderne Bezeichnung durch die Sammler der Historismuszeit. In der Primärliteratur der Landsknechtszeit wird nur von Schwert, Swert, Tegen, Tögen, Seitenwehr, kurze Wöhr etc. gesprochen. Palger war zwar durchweg ein Begriff für eine Waffe, die man beim "katzbalgen", dem seinerzeit üblichen Begriff für "raufen", einsetzte, er bezog sich jedoch nicht speziell auf das kurze Schwert der Landsknechte, welches im übrigen gar nicht so kurz war (ca. 80 - 100 cm). Im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts wurde nun Schritt für Schritt der Handschutz des Landsknechtsschwertes durch Hinzufügen von Faustschutzbügeln, Daumenring und Eselshuf vervollständigt. Damit stellt dieser Schwerttyp den Übergang vom ritterlichen Schwert zum Rapier dar.
 

Das kurze Schwert der Landsknechte


Die Entwicklung vom Landsknechtsschwert zum Rapier (rechts ein "Pappenheimer" mit voll ausgebildetem Handschutz)

Die Einführung wendiger Reitertruppen erforderte eine leichtere, dafür längere Waffe, die natürlich auch das männliche Attribut "Schwert" bediente. Der Begriff Rappier/Rapier/Rapir/Rappir leitet sich vermutlich aus dem Spanischen "Espada ropera" ab, das Schwert zum Anzug/Kostüm. Der Begriff Degen ist dagegen viel älter, kommt von "Tegen". Das stand im Mittelalter für Schwert oder auch Dolch. Beide Begriffe werden zu gern durcheinander gebracht oder auch synonym benutzt. Die Engländer haben es da leichter: es ist immer "the sword". In Frankreich werden dagegen "épée" und "rapière" benutzt. Aber meist ohne Unterschied. Im militärischen Bereich waren die Klingen immer kräftig und flach (oval, eliptisch, hexagonal etc.). In Frankreich entwickelte sich erst Ende des 17. Jhd. ein schmales Schwert mit dreieckiger Klinge, auch Colichemarde genannt. Der Begriff stammt von dem deutschen Otto von Königsmarck, der als Marschall der Französischen Armee diente. Das ist eine Französisierung, so ähnlich wie die Hakenbüchse zur "Arquebuse" wurde. Bei uns heißt dieser Degentyp, den es erst ab dem Beginn des 18. Jhd. gab, Galadegen/Galanteriedegen/Kostümdegen. Es gab ihn sowohl mit flacher, wie auch mit dreieckiger Klinge. Letztere war sehr gefährlich, da der dreieckige Querschnitt der Klinge sehr viel Stabilität beim Stoß gab und der spitze Ort leicht den Gegner durchdrang. Der Stich konnte sofort eine starke Blutung auslösen oder zu einer tötlichen Lungenverletzung führen. Diese Degenart wurde nie militärisch benutzt, nur zum repräsentieren. Leider haben sich damit aber auch viele heißblütige Herren und Studenten wegen liebreizender Frauenzimmer massenweise tot duelliert. Daher wurde der Degen mit der äußerst tödlichen Dreieckklinge in Deutschland strikt verboten, er galt als heimtückisch, hinterhältig, südländisch. Frankreich und Italien hat das weniger interessiert. Degen waren zwar noch bis in den ersten Weltkrieg vertreten, militärisch aber völlig unbedeutend. Damit die Studenten, denen man das Fechten wegen der Duelle verboten hatte, die Fechtkunst wieder ausüben konnten, entwickelte man das Florett, eine reine Sportwaffe. Eigentlich ein schlichter Galadegen, mit dreieckiger Klinge und abgerundeter Spitze (Ort). Diese wurde durch Stoff und später mit einer aufgeschweißten Kugel entschärft. Als Theaterwaffen kommen diese Klingen gern in Kombination mit Rapier-/Degengefässen zum Einsatz, da sie leicht, flexibler und ungefährlicher sind. Mit d´Artagnans Degen haben sie aber nichts zu tun...

 
Entwicklung Rapier (2. Hälfte des 16. Jhd.) - Felddegen (Ende 17./ Anfang 18. Jhd.) - Galadegen (18. Jhd.)

Als besonders imposante Schwerter gelten die Anderthalb- und Bidenhänder. Sie kamen hauptsächlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zum Einsatz. Vor allem bei den Bidenhändern hatte man die Vorstellung, die Spießspitzen der Gewalthaufen mit den langen Klingen zu kappen, um in die gegnerische Formation einzudringen. Allerdings wurden die Spießspitzen wiederum durch lange Schaftfedern geschützt, so daß auch lange Klingen hier wenig ausrichten konnten. Schließlich wurde auch der in der Mitte des Gewalthaufens befindliche Fähnrich zum Schutze der Fahne durch Landsknechte mit Bidenhändern umgeben. Im Nahkampfgetümmel allerdings waren diese Schwerter jedoch eher unhandlich und hinderlich. Anderthalbhänder wurden gern im Duell oder Zweikampf benutzt, der Bidenhänder vor allem als sogenanntes "Vortrag-Schwert", daß heißt er wurde bei feierlichen Prozessionen als Symbol der Macht und Stärke vorangetragen.

Vom Kurzschwert bis zum Bidenhänder, vom Reiterschwert bis zum "Katzbalger" sind nahezu alle Arten in Form von Showkampfwaffen auf den entsprechenden Veranstaltungen vertreten. Was diese Repliken von Originalen unterscheidet: die Schärfe und Qualität der Klinge sowie das Gewicht. Ein original Schwert war leicht und flexibel. Trotz des seinerzeit gebräuchlichen Sprichwortes "Allzu geschärpfft macht schartig", waren die Kampfklingen derartig geschärft, daß sie zweckmäßigerweise zu entsprechenden Verletzungen führten. Die heutigen Showkampfwaffen sind dagegen durch ihre größere Materialstärke zwar unscharf und stabil, aber dafür auch um ca. 50% schwerer, was den Umgang mit der Waffe viel unhandlicher macht. Wenn Eleganz und Geschicklichkeit durch grobe Kraft ersetzt wird, leidet bei den meisten Darstellern dementsprechend auch die Authentizität eines Gefechtes.
 

Die Erfindung des Schießpulvers und die Entwicklung der Schußwaffen seit dem 13. Jahrhundert verdrängten naturgemäß allmählich die Blankwaffen in ihrer militärischen Bedeutung. Auf Grund der Form des Luntenhahnes, der dem Kopf eines Sperbers (spanisch: Muchetus) ähnelte, sollen die Spanier den Begriff Muskete geprägt haben. Mit den Musketen waren die berittenen Musketiere entstanden, die auf die gewohnten Stich- und Hiebwaffen natürlich noch lange nicht verzichten konnten.

 

Original Pulverflasche der französischen Musketiere, Mitte 17. Jahrhundert


Wichtige Kampfmittel der Fußtruppen waren die Stangenwaffen. Dazu zählten als wichtigste und am weitesten verbreitete Waffen die Spieße (bis zu 6 m lang) und die Hellebarden. Das Wort Hellebarde ist eine Wortverstümmelung, die sich offensichtlich aus Halm und Barte entwickelt hat, nämlich Stange und Beil. Der Ursprung lag 1315 in der Schlacht am Morgarten (Schweiz), wo sich das unbewaffnete Bauernvolk gegen ein übermächtiges Ritterheer der Österreicher verteidigen mußte. So befestigte man allerlei landwirtschaftliche Klingen (Messer, Sensen, Beile) an Stangen und konnte so mit großartiger militärischer Taktik erfolgreich die Eindringlinge vernichtend schlagen. Noch heute ist in der Schweiz eher der Begriff Halbarte gebräuchlich. In der historischen Literatur allerdings findet man unzählige Ausdrücke: Halparte, Halmparte, Helleparte, Helmbarte etc.. Das französische „Halbarde“ oder das englische „Halberd“ mag vielleicht sekundär wieder zu dem deutschen Ausdruck "Hellebarde" geführt haben, die Sprache ist halt ständig im Fluß.
Wie die Schwerter, so hat auch die Hellebarde über die Jahrhunderte eine Evolution durchgemacht. Während die Ur-Form noch eine einfache Beilklinge mit Ösen zur Befestigung an der Stange war, wurde bei den späteren Ausführungen noch ein Reißhaken gegenüber des Beiles angebracht, mit dem Reiter vom Pferd gerissen werden konnten. Auch die Form der Beilklinge änderte sich. Die zunächst gerade Schneide mutierte allmählich ins konkave, wobei auch konvexe Formen bekannt sind. Im Laufe der Zeit wurde das Beil kleiner, wohingegen der Dorn extrem an Länge zunahm und die Hellebarde geradezu zur Stichwaffe wurde.